Kiezgartenanlage an der Wendeschleife e.V.

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Verfasst am 08.07.2022 um 12:40 Uhr

Zu Gast auf der Landesgartenschau in Beelitz

Das Land Brandenburg lädt vom 14. April bis 31. Oktober 2022 nach Beelitz zu seiner siebten Landesgartenschau ein. 

Der Bezirksverband der Gartenfreunde Marzahn von Berlin nahm dies zum Anlass , eine Busfahrt für interessierte Gartenfreunde am letzten Juni-Wochenende zu organisieren. Aus sechs verschiedenen Vereinen sowie von der Geschäftsstelle des Bezirksverbandes traten 49 Gartenenthusiasten die Reise zur LAGA an. 


Für die Teilnehmer waren Beelitz als Spargelstadt oder die ehemaligen Beelitzer Heilstätten mit dem Baumwipfelpfad und Barfußpark aus neuerer Zeit keine Unbekannten. Trotzdem zahlte es sich aus, dass die Organisatoren vom BV Marzahn eine Führung über das LAGA-Gelände gebucht hatten. In zwei Gruppen ging es mit sachkundigen Führerinnen über das 15 ha große LAGA-Gelände. Das Motto der LAGA Beelitz lautet: Ein Gartenfest für alle Sinne. Jeder konnte das bei der LAGA-Führung nachempfinden, die uns alle vier Parkteile (Staudengärten, Altstadtgarten, Mühlengärten und Archegärten) sowie das Festivalgelände und die Kinderspiellandschaft nahe brachte. 

Unser Rundgang begann am Haupteingang, wo uns viele  Frösche begrüßten und führte uns zuerst zu den Staudengärten. Den Auftakt machten thematisch gestaltete Rundbeete, die zum symbolischen Cocktail-Empfang luden. Die Rundbeete waren als Cocktailgläser gestaltet. So wartete das Beet unter dem Motto „Sex on the Beach“ überwiegend mit roter Farbgestaltung auf. 


Dann ging es entlang des Flüsschen Nieplitz, denn Beelitz liegt im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Einst wuschen  die Beelitzer ihre Wäsche im Mühlenfließ, einem Nebenarm der Nieplitz und bleichten sie nebenan auf der Wiese, der heutigen Liegewiese. Auf der Liegewiese wurden zur LAGA drei Sichtbogen gestaltet, die aus Birnenbäumen herangezogen wurden und zugleich drei Sichtachsen bilden. So ein Bogen gibt einen guten Rahmen für ein Gruppenfoto, doch dafür ist während der Führung keine Zeit. Entlang der Nieplitz standen uralte Bäume und spendeten wohltuenden Schatten an einem heißen Sommertag. Die Nieplitzufer waren nahezu naturbelassen. Nur ab und zu tauchten aus dem hohen Gras bunte Wildtiere auf. Wie überhaupt sich im Gelände Tierfiguren tummelten, die leider alle still verharrten, da sie Kunstobjekte waren. Sie waren so vielfältig und zahlreich , dass man glaubte, in einem Tiergarten zu sein. Auch eine Kleingartenanlage grenzte an das gegenüberliegende Nieplitzufer an, zu der man über eine Brücke gelangte. Neben der vorhandenen Fußgängerbrücke wurden anlässlich der LAGA noch zwei neue Brücken errichtet, damit die Besucher bequem zum Festivalgelände mit Hauptbühne und Großgastronomie gelangen. Leider war die Nieplitz nie schiffbar, sonst wäre über die Nuthe, Havel und dann die Elbe eine Verbindung bis zur Nordsee möglich. 

Die eingangs erwähnten Cocktails und Eis wurden ab mittags auf dem  Cocktailschiff „Beethoven“ angeboten. Das Schiff liegt im Staudengarten vor Anker auf einem azurblauen Glasmeer und verkehrte vor hundert Jahren von Bonn aus auf dem Rhein.


Unweit vom Cocktailschiff befindet sich der Andachtsgarten mit einer kleinen Holzkirche. Dort finden während der LAGA täglich Andachten oder Gottesdienste, kleine Konzerte und Gesprächsrunden statt, ein Ort der Ruhe und Besinnung, betreut von der Beelitzer Kirchengemeinde. Die Kirchengemeinde St. Marien - St. Nikolai hat die Stadtpfarrkirche vorübergehend für die LAGA-Hallenschauen freigegeben und nutzt derzeit den Andachtsgarten.  

Wer eine weite freie Landschaft mag, ist in den Archegärten am richtigen Ort. Dieser Geländeteil liegt am weitesten vom Haupteingang entfernt. Dieser ländliche Teil der LAGA ist geprägt von Ackerland, Beeten, Arche- und Panoramawiesen, dem Mühlenteich, dem Slawendorf und dem Grünen Klassenzimmer, der Imkerstation und dem im Frühherbst erblühenden Dahlienparadies. Außerdem erwartet der Archegrill dort seine hungrigen Gäste.  


Im Bereich der Archegärten gibt es auch eine Streuobstwiese. Diese gab es früher überall im ländlichen Raum und die Stadt Beelitz unterstützt diese Tradition im besonderen Maße. Seit dem Jahr 2011 können die Eltern für ihr neugeborenes Kind von der Stadt ein Obstbäumchen ihrer Wahl erhalten, wenn sie es denn wünschen und es in Beelitz oder einem seiner Ortsteile auf eine Streuobstwiese pflanzen. Das ist sehr nachhaltig, denn die anfallenden Früchte lassen sich gut verwerten und die Kinder lernen die Natur zu schützen, wenn sie später regelmäßig mit ihren Eltern den Baum besuchen. Auf diese Weise ist inzwischen fast schon ein Wald entstanden, wenn man alle Streuobstwiesen des Ortes zusammenlegen würde. 


Nächstes Ziel der Gruppe waren die Mühlengärten. Diese befinden sich im mittleren Teil des LAGA-Geländes. In diesem Gebiet lebt der Froschkönig, den es in verschiedenen künstlerischen Ausführungen zu entdecken gilt. Auch die drei LAGA-Mustergärten sind in diesem Ausstellungsteil angelegt worden. Daneben ist Raum für den wachsenden Garten. Dort werden nacheinander sieben Gärten, je einer an einem Wochenende, neu von Fachleuten gebaut und gestaltet. Außerdem befindet sich in der Nähe der Garteninfotreff, der an unserem Besuchstag das Thema Pflanzenschutz anbot. 

Auf einer Versuchsfläche wurde gezeigt, welche Gartenpflanzen ohne viel Wasser und ohne Unkrautbekämpfung auskommen. Der Name Mühlengärten entstand in Anlehnung an die ehemalige Wassermühle, die heute nicht mehr vorhanden ist. An die Hauswand des Mühlengebäudes wurde symbolisch ein übergroßes Mühlrad von Künstlerhand gemalt. Im Wohnhaus des Müllers stellen regelmäßig Künstler der Region aus, auch das Mühlencafe lädt dort zum Besuch ein. Das Mühlenfließ gibt es auch nicht mehr. An seiner Stelle verläuft ein neuer befestigter Weg. Parallel dazu wurde ein 200 Meter langer Betongraben angelegt, in dem der Wasserfluss durch eine Wasserumwälzpumpe vorgetäuscht wird. In der heißen Jahreszeit ist das ein sehr beliebter Ort zum Verweilen, denn diesen Graben zieren viele verschiedene Kleinkunstplastiken. Eine Besonderheit in den Mühlengärten ist die Sommerküche. In einem offenen, aber überdachten Rundpavillon können Köche, Hobbyköche und Einwohner ihre Lieblingsgerichte kochen und vorstellen. 


Der Altstadtgarten ist der kleinste der vier LAGA-Gartenbereiche in Beelitz. Man erreicht ihn, wenn man das LAGA-Gelände am Spargelmuseum Richtung Altstadt  verlässt, die Posthalterei und das Rathaus passiert. Dann steht man vor der Pfarrkirche, die die wechselnden Hallenschauen beherbergt und vor den Holzhäuschen des Regionalmarktes, wo sehr viele Pflanzen, Blumen, Gartenbedarf aber auch andere Dinge zu haben sind, ein Markt für alle, da er auch ohne LAGA-Ticket erreichbar ist. Die Stadtkirche bot eine einzigartige Kulisse für die Blumenhallenschauen, die Ende Juni natürlich der Rose, der Königin der Blumen, gewidmet war. Gestecke und interessante Blumenarrangements begeisterten die LAGA-Besucher, die die Ausstellung in der Kirche nur ungern wieder verlassen haben, um neuen Gästen den Zugang zu ermöglichen. 

Wenn man eine der neuen Nieplitzbrücken überschreitet, kommt man zum Festivalgelände. Dort befindet sich die Hauptgastronomie im Zelt und als Gartenlokal. Auch eine große Freilichtbühne mit 700 Sitz- und 1200 Stehplätzen lädt zu Großveranstaltungen wie der Starnacht auf der LAGA oder zu Chortreffen ein. Bis in die 90er Jahre befand sich auf diesem Geländeteil ein Klärwerk, danach war dort eine Industriebrache. Das runde Klärbecken, das auf einem Hügel liegt, wurde anlässlich der LAGA in eine Wasserfläche mit drei Ringen umgebaut, Seerosen und andere Wasserpflanzen wurden in die Ringe eingesetzt und es erhielt in der Mitte eine Wassersäule, die bei Dunkelheit farbig beleuchtet wird. 

Für die jüngsten Besucher bietet die LAGA mehrere kleine Spielplätze und einen der größten Spielgärten in ganz Brandenburg an. Ein fast 11 Meter hoher Spargelkletterturm mit Riesenrutschen ist eine der Kinderattraktionen. Auch ein Matsch-Spielplatz ist bei den Kindern beliebt. Am „17-Ziele-Mobil“ finden regelmäßig Mitmach-Aktionen für Kinder statt. 

Der LAGA-Ausflug verlief sehr entspannt ab, obwohl wir am Wochenende und bei gutem Sommerwetter reisten, war das Terrain nicht überlaufen. Alles ging harmonisch zu und jeder fand Bank, Sessel oder Liegestuhl zum Pausieren und Entspannen. Viele verschiedene gastronomische Angebote garantierten eine stressfreie Verpflegung ohne lange Warteschlangen. Gruppen konnten in einem gesonderten Großzelt nach Voranmeldung gemeinsam ihre Mahlzeiten einnehmen. Wir machten individuell Essenspause und viele trafen sich zum letzten Spargelessen der Saison im großen Gartenlokal wieder. 


Als LAGA bot Beelitz so eine Vielfalt, dass an einem Tag gar nicht alle Angebote genutzt werden konnten. Selbst für Schlechtwettertage ist in Beelitz vorgesorgt. Drei Museen um und am LAGA-Gelände erwarten die Besucher. Auch die Altstadt ist neu herausgeputzt und lockt zu Besichtigung und Einkaufsbummel. 


Am Ende unseres LAGA-Ausflugs stellten wir fest, dass alle unsere fünf Sinne an diesem Tag bedient wurden. Wir sahen eine weite liebliche Gartenlandschaft, genossen den Duft der Rosen in der Blumenschau, kosteten Beelitzer Spargel und andere regionale Spezialitäten, lauschten den vielen Vögeln in der Landschaft und kirchlichen Weisen im Andachtsgarten und spürten den frischen Rasen auf den Liegewiesen beim Barfußlaufen. Einige Gartenfreunde beschlossen, die LAGA im Herbst erneut zu besuchen. 


Text und Fotos: Ursula und Klaus-Dieter Bernitz