Kleingartenanlage "Rosengarten Marzahn" e.V.

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Verfasst am 03.07.2019 um 09:56 Uhr

Die junge Generation hat ein Recht, beteiligt zu werden

von Oliver Gellert, Landesjugendleiter der Schreberjugend Berlin* 

  

Oliver Gellert, Landesjugendleiter der Schreberjugend Berlin

Der Verteilungskampf um das Berliner Stadtgrün läuft auf Hochtouren. Hier die Immobilienspekulanten und Bauherren, dort die Politik und dazwischen die Kleingärtner und Kleingärtnerinnen. Aber wie so oft ist eine gesellschaftliche Gruppe, die Kinder und Jugendlichen, nicht an der Zukunftsplanung beteiligt. Junge Menschen in unserer Stadt, die mit den Ergebnissen der heutigen Pläne und Ideen in dieser Zukunft leben müssen, ohne sie mitgestalten zu dürfen.


Was aber bedeutet das Berliner Stadtgrün und damit auch die Kleingärten für die junge Generation von Berlinerinnen und Berlinern? Wie nutzen die Kinder und Jugendlichen das Stadtgrün, die Natur und welchen Wert hat dies für sie?


Insbesondere Kinder, aber auch Jugendliche, lernen durch Erfahren und Erleben. Wie soll ich die Natur, die Umwelt und Tierwelt verstehen, wenn ich sie nicht erleben kann? Wir, die Schreberjugend Berlin, erleben in unserer täglichen Arbeit, dass Kinder und Jugendliche die Natur und auch unsere pädagogischen Verbandsgärten, wie z.B. den „Kids-Kiez-Garten“ in Pankow, benötigen und diesen nach dem Kennenlernen lieben und regelmäßig nutzen wollen. Hierbei wird der Garten mal zum Labor, wenn die Pflanzen und Samen sowie die Tiere genau betrachtet und untersucht werden. Tierspuren können so zum Abenteuer werden, weil man herausfinden möchte, welches Tier kam hier vorbei, wo ist es hin verschwunden und können wir es finden. Oder der Garten wird zum „Klassenzimmer“, wenn an praktischen Beispielen der Wasserkreislauf, die Photosynthese, die Bestäubung und die Nahrungskette erlernt werden können. Für Kinder und Jugendliche sind Kleingärten und das Berliner Stadtgrün Lernorte, Lehrorte und Abenteuerländer, als auch Erholungs- und Rückzugsorte.


Benachteiligungen im Bereich der Umweltgerechtigkeit auffangen

Im ersten Augenblick wirkt es so, als ob die Kinder oder Enkelkinder von Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern privilegiert sind, weil sie jederzeit Zugang zu diesen haben. Allerdings lässt das außer Acht, dass auch andere Kinder und Jugendliche regelmäßig Zugang zu Kleingärten haben. Es gibt eine Menge offener Gärten und vielfältige Kooperationen mit Kitas und Schulen. So können oft Benachteiligungen im Bereich der Umweltgerechtigkeit aufgefangen oder angeglichen werden.


Neben dem Lernen, Erleben und der Funktion als Erlebnis- und Abenteuerort bieten Kleingärten oft Rückzugsorte mit weniger Emissionen, weniger Luftverschmutzung durch CO2, weniger Lärm und weniger Umweltbelastungen. Kleingärten leisten damit einen unverzichtbaren Teil zu einem lebenswerten Stadtklima. Nur unversiegelte Flächen können Regenwasser gut aufnehmen und Schadstoffe abbauen. Zudem nur unbebaute bzw. wenig oder flach bebaute Flächen der Stadt Luftschneisen geben, die die Temperaturen im Sommer senken und das Leben ein wenig erträglicher machen können.


Engagiert das Stadtgrün bewahren, für den Klimaschutz eintreten

Das alles können Kinder und Jugendliche aber nur von „engagierten Profis“ lernen, wenn es diese noch gibt. Unter diesen Gesichtspunkten ist der Kleingartenentwicklungsplan 2030 ein Signal, bietet aber für die Zukunft und die Lebensqualität der jungen Generationen von Berlinerinnen und Berlinern keinerlei Sicherheit über das Jahr 2030 hinaus. Im Interesse der nachfolgenden Generationen sollte das Land Berlin jetzt die Chance nutzen und die Kleingärten in der Stadt nachhaltig (zu) sichern. Einsatzbereitschaft für den dauerhaften Erhalt von Kleingärten setzt ein Zeichen für die Bewahrung von Stadtgrün und Klimaschutz und ist damit auch gelebtes politisches Engagement zum Wohle aller Berliner und Berlinerinnen.


Wie wichtig Klimaschutz ist, haben viele Kinder und Jugendliche offensichtlich begriffen, wie wir jeden Freitag aufs Neue erleben können, wenn Kinder und Jugendliche für den Klimaschutz streiken. Der Erhalt des Berliner Stadtgrüns und der Kleingärten als Teil des Ganzen, ist eben auch ein wichtiger und notwendiger Baustein gegen den Klimawandel.


Oliver Gellert, Landesjugendleiter

Deutsche Schreberjugend, Landesverband Berlin


* Dieser Artikel ist  im Juni 2019 als Editorial im Berliner Gartenfreund erschienen, mit freundlicher Genehmigung des Verlags W. Wächter und von Oliver Gellert nun auch hier.  


Foto: © O. Gellert