Kolonie am Erlengrabenteich

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Verfasst am 16.11.2020 um 16:31 Uhr

Den Summern auf der Spur    

Wildbienen-Kartierer der Stiftung Naturschutz Berlin untersuchen Artenvielfalt in Kleingärten    

Sandbiene

An sonnigen Tagen, wenn die Wärme den Duft aus den Blüten der Pflanzen lockt, beginnt alsbald ein buntes Treiben in den Gärten. Es ist die Zeit der Sonnenanbeter. Schnell zeigen sich die ersten Besucher an den attraktiven Blüten von Mohn, Flockenblume und Klee. Auch blühende Gewürzsträucher sind heiß begehrt. Neben Schmetterlingen und Schwebfliegen tummeln sich auch verschiedene Bienen an den Blüten und sammeln Pollen und Nektar. Honigbienen sind ohne Zweifel darunter. Von ihnen gibt es in Berlin viele, sogar so viele, dass sie keinesfalls gefährdet sind.


Fast die Hälfte der Bienenarten in Gefahr

Anders sieht es mit ihren wilden Verwandten aus. Viele der verschiedenen Mauer-, Seiden-, Furchen-, Masken-, Schmal- oder Sandbienen werden immer seltener, fast die Hälfte der Berliner Arten ist inzwischen gefährdet. Von den 29 Hummelarten, die es in Berlin einst gab, sind fünf bereits verschwunden und weitere fünf kurz davor. Woran dieser Rückgang der Wildbienen und Schmetterlinge liegt, ist lange bekannt. Es fehlen Blüten und Rückzugsorte! Nicht nur die Bebauung großer Brachflächen, sondern auch das häufige Mähen auf dem innerstädtischen Einheitsgrün trägt dazu bei.


Holzbiene

Unbekannt ist bisher, wie viele Wildbienenarten sich an den unzähligen Blüten auf den über 3000 ha der Kleingartenanlagen Berlins tummeln. Dieser Lücke widmet sich die Stiftung Naturschutz Berlin seit Juli. Nach erfolgter Ausbildung in der Wildbienen-Bestimmung durch den Experten Dr. Christoph Saure helfen unsere ehrenamtlichen Kartierer nun, die Wildbienenvielfalt in Kleingartenanlagen zu untersuchen.  


Ergebnisse für den kommenden Juni erwartet

Einmal im Monat, am besten bei Sonnenschein, besuchten sie die teilnehmenden Kleingartenanlagen und fingen Bienen, bestimmten diese und ließen die Ergebnisse von Dr. Christoph Saure überprüfen. Am Ende der Erfassung, im nächsten Juni, rechnen wir mit den Ergebnissen. Diese werden nicht nur für den Berliner Naturschutz von Bedeutung sein, sondern auch sehr interessant für die Gärtner. Was könnte ein größerer Ansporn zur ökologischen Umgestaltung der Gärten sein, als die eine oder andere hübsche Wildbienenart mehr in den Garten zu locken? Gerade in Anbetracht des weltweiten Insektensterbens sollte die Devise lauten: Insektenschutz fängt im eigenen Garten an! Wir bedanken uns herzlich bei den teilnehmenden Gärten und engagierten Gartenfachberatern, die dieses Projekt ermöglichen.


Warum Bienen für wissenschaftliche Untersuchungen gefangen werden

Es gibt über 300 Wildbienenarten in Berlin. Sie zu bestimmen ist auch für Fachleute schwierig. Die Tiere müssen dazu unter dem Mikroskop betrachtet werden. Deswegen ist es leider nötig, die Tiere zu fangen und zu töten. Dies ist grundsätzlich verboten, da alle Wildbienen (wie Wespen) unter besonderem Schutz stehen. Die ehrenamtlichen Kartierer haben für ihre Arbeit eine Ausnahmegenehmigung der Obersten Naturschutzbehörde erhalten. Doch keine Sorge: Es werden nur wenige Tiere auf diese Weise gefangen und es besteht keine Gefahr, dass einzelne Arten dadurch verschwinden.




Wie kann ich Wildbienen helfen?

Schaffen Sie ein Meer aus Blüten, welches Ihren Garten von März bis Oktober mit bunten Farben schmückt. Mit vielen klassischen Sträuchern können Wildbienen kaum etwas anfangen, u.a. Forsythie, Kirschlorbeer und Flieder. Hier bieten sich einheimische Gehölze wie Weide (männlich), Kornelkirsche oder Schneeball an. Verzichten Sie bei Zierpflanzen und Sträuchern, z.B. Rosen, auf gefüllte Blüten. Bunte, mehrjährige Blütenmischungen für trockene, sonnige Stellen in Ihrem Garten bietet die Stiftung Naturschutz an. Mähen Sie seltener! Jede Blüte hilft Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten.


Felix Riedel
Projektmitarbeiter, Stiftung Naturschutz Berlin



Dieser Textbeitrag ist in der November-Ausgabe 2020 der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund'. Seite 11/28, erschienen und mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Naturschutz Berlin auch hier online. 


Fotos: Pixabay