Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e. V.
Verfasst am 03.12.2018 um 10:10 Uhr

Marzahner KGV Am Kienberg e.V. erfolgreich beim 24. Bundeswettbewerb
Gärten im Städtebau

Kleingartenvereine traten bundesweit zum Kampf um Gold, Silber und Bronze an und gewannen alle „Grün“.

Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) lobt alle vier Jahre den Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ aus. Den Wettbewerb gibt es bereits seit 1951. Dem 24. Bundeswettbewerb im Jahr 2018 gingen Landeswettbewerbe in den Jahren 2016 und 2017 voraus. Die Sieger-Kleingartenvereine auf Landesebene qualifizierten sich für das Finale des Bundeswettbewerbs. Im Sommer 2018 besuchte die Wettbewerbsjury unter Leitung ihres Vorsitzenden Jürgen Sheldon, Bundesfachberater im BDG, die 20 nominierten Kleingartenvereine. Dazu reisten die sieben Jurymitglieder in knapp zwei Wochen ca. 3000 km durch 15 Bundes-länder, um sich vor Ort ein Bild im direkten Vergleich zu machen, welche neuen Wege die Vereine gehen, welche Ideen und Kompetenzen sie entwickeln und welche Verbündete sie sich suchen. 

Am 1. Dezember 2018 trafen sich zur Auswertung und Preisverleihung des 24. Wettbewerbs „Gärten im Städtebau“ Bewerber und Juroren im Palais am Funkturm in Berlin wieder. 2018 fand der Wettbewerb unter dem Motto „Kleine Gärten -  bunte Vielfalt“ statt.

v.l.n.r. Dirk Sielmann, Moderatorin,  Jury: Jürgen Sheldon, Karin Freier, Helmut Kern, Thomas Kleinworth, Werner Heidemann, Adalbert Niemeyer-Lüllwitz.

Der Vizepräsident des BDG Dirk Sielmann eröffnete die Veranstaltung. Er hieß alle Anwesenden herzlich willkommen und begrüßte neben den Gartenfreunden Politiker und Abgeordnete aus dem Bundestag, Länderparlamenten und Kommunen sowie Mitarbeiter der Verwaltungen. Viele Vertreter aus Politik und Kommunen pflegten schon eine gute Zusammenarbeit mit den Kleingartenvereinen, so betonte er. Dem Bundeswettbewerb bescheinigte er höchste Wertigkeit als Grünquelle für Städte und Gemeinden. Alle Teilnehmer am Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ sind schon jetzt Sieger, resümierte er.

Der Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Stefan Tidow überbrachte ein Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Michael Müller und dankte dem BDG sowie dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, dass Berlin die Veranstaltung zur Ehrung der Kleingartenverbände ausrichten durfte. Er betonte, dass in der laufenden Wahlperiode keine Kleingartenflächen auf kommunalen Land mehr für die Errichtung neuer Wohnungsbauten verwendet werden sollen, viele Kleingarten-anlagen für die Zukunft gesichert seien und in Berlin an einer Charta Stadtgrün parteiübergreifend gearbeitet werde.

Als nächster Redner erhielt Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat das Wort. Er übermittelte die Grüße des Bundesministers des  Innern, für Bau und Heimat Horst Seehofer und teilte mit, dass der Minister alle Urkunden des 24.Bundeswettbewerbs unterzeichnet hat. Der Staatssekretär berichtete weiter, dass der Bund im Weißbuch Stadtgrün Empfehlungen zur Unterstützung der Städte und Gemeinden formuliert hat, um Grün- und Freiflächen sowie die Biodiversität zu sichern. In den Masterplan Stadtkultur zur Erhöhung der Arten- und Biotopvielfalt wurden nach Aussage des Staatssekretärs jetzt auch die Kleingärten aufgenommen. Dies ist Ausdruck dafür, dass von Seiten der Politik, die jahrelang die Zementierung der Städte zugelassen hat, die verbliebenen Kleingärten als grüne Lungen und grüne Oasen der Stadt von wachsender Bedeutung für das künftige Klima, das Wohlbefinden der Menschen und den Erhalt und Schutz von Fauna und Flora sind. Staatssekretär Gunther Adler sprach auch an, dass Kleingärten besonders in Großstädten derzeit eine neue Renaissance bei jungen Familien erleben und neue Formen des Gärtnerns in den Vereinen erprobt werden. Kleingartenanlagen verwandeln sich in Kleingartenparks, es gibt in den Anlagen Bereiche für Gemeinschaftsnutzung und die Anlagen werden zu Orten der Begegnung und des Austauschs von Kleingärtnern und Besuchern mehrerer Generationen.

Der Vorsitzende der Jury  des 24. Bundeswettbewerbs und zugleich Bundesfachberater des BDG Jürgen Sheldon formulierte in seiner Ansprache drei Hauptziele des diesjährigen Wettbewerbs: 1. die nachhaltige Sicherung von Kleingärten, 2. die Bewahrung der sozialen und ökologischen Vielfalt und 3. die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Er verwies dabei auf neue Ansätze wie Garden-Sharing, Teilen und Tauschen von Ernteprodukten, Kooperation mit Tafeln, Schaffung von Tafelgärten und Öffnung der Kleingärten für Nichtmitglieder durch Projekte in Lehr- und Schulungsgärten bzw. interkulturellen Gärten.

Anschließend stellte er die Mitglieder der Wettbewerbskommission vor und erläuterte, dass nun die Preisverleihung vorgenommen wird und zwar in alphabetisch umgekehrter Reihenfolge nach dem Namen der Stadt oder Gemeinde, in welcher sich der Kleingartenverein befindet – also von Torgau bis Altenburg. Die Spannung vor der unmittelbaren Preisverleihung wurde durch das gewählte Prozedere nochmals erhöht.

Insgesamt waren 20 Vereine nominiert und 20 Medaillen wurden vergeben, keiner ging leer aus, alle waren Gewinner. 6 Vereine erhielten eine Goldmedaille, 10 Vereine konnten sich über Silber freuen und 4 Vereine konnten eine Bronzemedaille mit nach Hause nehmen.

Zur Preisverleihung wurden die Vereine einzeln auf das Podium gebeten, währenddessen wurden auf Videowänden Videoclips gezeigt, in denen der jeweilige Kleingartenverein vorgestellt wurde. Beim Verkünden, welche Medaille dem Verein verliehen wurde, gab es immer lautstarken Beifall von den angereisten Gartenfreunden. Einige Gartenfreunde traten in Vereinsshirts zur Ehrung an, andere feierten mit Papierfähnchen ihren Erfolg.


Foto: Oliver Wächter
v.l.n.r. Staatssekretät Stefan Tidow, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz; Vizepräsident des BDG und Vorsitzender des LV Hamburg Dirk Sielmann; Schatzmeister des BV Marzahn Gert Schoppa; Landesgartenfachberater des LV Berlin Sven Wachtmann; Schriftführerin Dr. Birgit Bernedo und Vereinsvorsitzender Burkhard Träder; Kai Wagner,  MdB, Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Umwelt; Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

Als der Kleingartenverein „Am Kienberg“ e.V. aus Berlin-Marzahn zur Auszeichnung gebeten wurde, begann ein regelrechtes Berggeschrei, denn dieser Verein errang nach 2002 auch im Wettbewerb 2018 wieder eine Goldmedaille. Das war nicht einfach und bedurfte vieler neuer Ideen und Anstrengungen, denn die Konkurrenz  in Berlin und aus anderen Bundesländern hat die Zeit nicht verschlafen und ist zahlreicher geworden.

Beim Besuch der Wettbewerbskommission konnte der Verein besonders damit punkten, dass ein einzigartiger Obstlehrpfad mit über 400 Obst- und Wildobstgehölzen die Anlage durchzieht. Alle diese Gehölze sind exakt beschildert. Die Schilder geben Auskunft über Sorte, Ernte- und Genussreife sowie Verwendung der Früchte. Regelmäßig werden Schulklassen und Hortgruppen durch die Gartenlehrpfade geführt und von Gartenfreunden und Fachberatern des Vereins auch in deren Gärten betreut und mit der Kunst des Gärtnerns vertraut gemacht. Dabei darf natürlich auch genascht werden, was die Jahreszeit gerade bietet. Selbst Lehrer, die Schulgartenunterricht erteilen, absolvierten den praktischen Teil ihrer Weiterbildung auf Parzellen der Gartenfreunde des Vereins. Besondere Aufmerksamkeit auf dem Gartenlehrpfad des Vereins erregte 2018 ein Hochbeet, auf dem in Anlehnung an die Weltacker-Bewegung gezeigt wurde, wie  auf einer Fläche von zwei Quadratmetern die Zutaten für je ein Gericht Spaghetti mit Tomatensoße und Spaghetti Bolognese angebaut werden können. Gartenfreunde des Vereins beteiligten sich auch regelmäßig an vereinseigenen und vom Bezirksverband ausgelobten Wettbewerben für Einzelgärten und waren dabei oft erfolgreich, wie die Siegerplaketten an vielen Garteneingängen zeigen. So befindet sich auch der beste Kleingarten Berlins im Verein „Am Kienberg“. 

Hochbeet mit Zutaten für ein Gericht Spaghetti Bolognese 

mehrfacher Siegergarten des bezirklichen Kleingartenwettbewerbs

Foto: Beate Voigt

Dieser Garten erhielt einen Sonderpreis im 4. Landeswettbewerb 2017

Seit 2017 öffnen viele Vereinsmitglieder ihre Gärten für Besucher und zeigen dies durch Schilder an ihren Gartenpforten an. Ehemalige Vereinsmitlieder, die aus Altersgründen ihre Parzelle aufgegeben haben, werden zu den Vereinsveranstaltungen eingeladen. So war ein früherer Vereinsvorsitzender auch Gast bei der Preisverleihung des 24. Bundeswettbewerbs.

Nachdem alle Vereine ihre Ehrung erfahren hatten, traten zum Ende der Veranstaltung erneut die Tanzgruppe der Kleinmachnower Schreberjugend und eine Dance Company  auf.  Dann machten sich alle Prämierten auf den Weg in die Heimat, den Kopf voller neuer Ideen und Anregungen aus anderen Vereinen für das kommende Gartenjahr. Zudem konnten sich alle 20 Finalisten über ein Preisgeld zur Finanzierung neuer Projekte freuen.


Text: Ursula und Klaus-Dieter Bernitz
Fotos: Ursula und Klaus-Dieter Bernitz, Oliver Wächter, Beate Voigt