KGV Eintracht Osterweddingen e.V.
Chronik

Es ist erstaunlich, dass auch die Gründungsurkunde vom 11. Januar 1932 erhalten geblieben ist. Damit kann nachgewiesen werden, wie sich der Verein mit seinen Anlagen bis in die heutige Zeit entwickelt hat. Mit dem Beginn der 30iger Jahre des letzten Jahrhunderts interessierten sich immer mehr Bürger aus Osterweddingen für einen Kleingarten. Dies hatte seine Ursachen u.a. in der hohen Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen Armut, die durch den Anbau von Obst und Gemüse für den Eigenbedarf gemildert werden sollte.    In anderen Orten der Börde hatten sich bereits Kleingartenvereine gegründet. So trafen sich lt. Protokoll vom 28. Februar 1932  29 Osterweddinger um Nägel mit Köpfen zu machen und einen Verein aus der Taufe zu heben.


                       

Die Gründungsversammlung fand im Gasthaus „Goldener Löwe“ statt. Dieses Gasthaus (heute kurz: bei „Herta“) ist bis in die heutige Zeit das Vereinslokal geblieben. Hier finden die Sitzungen des Vorstandes und  Mitgliederversammlungen statt.  Der neu gegründete Verein erhielt den Namen „Eintracht“ und ging zunächst auf im Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler e.V.. Er wurde erfasst im Vereinsregister unter der Nr.  666 und gehörte zur Stadtgruppe Wanzleben. Der erste Vorsitzende unseres Vereins war Otto Bösel.  Für die Finanzen war Otto Gabler verantwortlich, Beisitzer wurden Wilhelm Hübner und Ernst Voigtländer. Insgesamt konnten sich nun 29 Bürger Kleingärtner nennen. Für heutige Nachkommen ist es vielleicht interessant, wer zu den ersten Kleingärtnern in Osterweddingen gehörte. Hier einige Namen: Otto Stiel, Kurt Becker, Wilhelm Köppe, Otto und Ernst Voigtländer, Albert Anton, Willi Ochs, Fritz und Otto Tischer und viele andere. Das Kuriose nun an der ganzen Sache war, dass es einen Kleingartenverein gab, der aber kein Land besaß, das genutzt werden konnte. Und auch Frauen spielten noch keine Rolle im Verein. Es begannen mühevolle Verhandlungen mit Landbesitzern, wie Schneidewind, Bosse, Held, Nesemann und dem Gutsbesitzer Rusche. Allerdings ohne Erfolg. Selbst Bemühungen bei der Güterverwaltungs GmbH Magdeburg schlugen fehl. Nur unter tatkräftiger Mithilfe des damaligen Bürgermeisters Hermann Freitag erfolgte eine gerichtliche Zwangsanpachtung von Land des Gutsbesitzers Rusche. So wurde zunächst das Gelände entlang der Bahn in mühevoller Arbeit so gestaltet, dass Gärten entstehen konnten. Durch die sich verschärfende Weltwirtschaftslage und die Notlage der Landarbeiter wurde es notwendig, weitere Gärten zu schaffen.                                                       


Ein Protokolleintrag sagte aus, dass sich die    Mitgliederzahl bereits auf 50 erhöhte. So kam es, dass eine weitere Anlage

entstand, die wir heute als Weinberganlage kennen. Regelmäßig wurden Vorstands- und Mitgliederversammlungen durchgeführt. Auch Vereinsvergnügen und Schlachte- bzw. Erntedankfeste wurden gefeiert. Laut Protokoll verliefen diese stets zur vollsten Zufriedenheit der Gartenfreunde. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 veränderte sich auch das Vereinsleben des Kleingartenvereins „Eintracht“.  Der erste Vorsitzende unseres Vereins Otto Bösel, seines Zeichens SPDMitglied, hisste noch am 1. Mai 1934 die schwarz-rot-goldene Fahne am Eingang zur Gartenanlage.  Für die an diesem Tag durch das Dorf ziehenden Nationalsozialisten eine Provokation. In der Folge wurde Otto Bösel abgesetzt.  Mit dem Ende des 2. Weltkrieges änderte sich wiederum alles. Durch den alliierten Kontrollrat war es der deutschen Bevölkerung u.a. verboten, sich in Vereinen zusammen zu schließen. Doch die Gartenfreunde trafen sich heimlich, wählten einen neuen Vorstand, wenn auch erstmal illegal.  Als neuer Vorsitzender wurde Wilhelm Matthias gewählt, Wilhelm Model als Kassierer und Schriftführer wurde Otto Bösel. Wie wir ja nun alle wissen, entstand nach dem Krieg im Osten Deutschlands eine ganz neue Gesellschaftsordnung. Viele Flüchtlinge zogen durchs Land und einige wurden auch in Osterweddingen ansässig. Beschwernisse, wie Knappheit an Lebensmitteln, ließen den Ruf nach Gartenland laut werden. Durch die Bodenreform wurde es möglich, einmal die Hauptanlage zu vergrößern sowie eine neue Gartenanlage aufzubauen, die heutige Anlage Süd hinterm Friedhof.

Für den Aufbau der Gärten wurde jede Hand gebraucht und das nicht nur für die Arbeit im eigenen Garten, sondern auch für das Anlegen der Wege sowie die Einzäunung der Anlagen. Auch damals zeichnete sich schon die Schwierigkeit ab, die Mehrheit der Gartenfreunde für die Gemeinschaftsarbeit zu gewinnen. Die Mitgliederzahl wuchs stetig. So konnte der Verein 1954  260 Mitglieder verzeichnen. Auch wurde in diesem Jahr das heute noch vorhandene und im 2007 renovierte Gerätehaus gebaut. Das Kleingartenwesen nahm in der DDR einen wichtigen Platz ein, da die Kleingärtner neben dem Eigenbedarf auch Obst und Gemüse für die Bevölkerung bereitstellten.  Es wurden Verträge mit der BHG, VdGB geschlossen und der Osterweddinger Gartenverein für die hier geleistete Arbeit mehrfach ausgezeichnet.  In den 50er, 60er und 70er Jahren wechselte das Amt des 1. Vorsitzenden mehrmals. Hier eine kurze Auflistung der von 1932 bis 2013 als Vorsitzende  eingetragenen Gartenfreunde.: 

                          1.   Otto Bösel                                                                                                                                                                                                                                                                   2.   Wilhelm Wesemann

                          3.   Gustav Matthias

                          4.   Wilhelm Model

                          5.   Willi Knaut

                          6.   Ernst Voigtländer

                          7.   Hugo Böhme

                          8.   Otto Röper

                          9.   Walter Kinas

                        10.   Olaf Weber

                        11. Gerald Lang

                        12. Marcel Lühe

                                                                                                                                        

Anfang der 80er Jahre  erfolgte ein erster Generationswechsel. Viele ältere Gartenfreunde übergaben nun das Ruder an jüngere Gartenfreunde. Frank Küchler, Ruth und Walter Kinas, Ernst Wilhelm Jacob, Kurt Vomacka, Günther Holz und Franz Gießwein wurden im Vorstand aktiv.

Das neue in diesen Jahren war, dass neben Osterweddinger Bürgern auch viele Magdeburger Gärten anpachteten, um kleingärtnerisch tätig zu werden und sich zu erholen. Zugleich wurde aber auch klar, dass man den Ansprüchen an die moderne Zeit Rechnung tragen musste. So taten sich Gartenfreunde zusammen, um die Möglichkeit auszuloten, unsere Gärten mit Strom zu versorgen. Fleißig wurden nun Gräben geschachtet, Leitungen verlegt und am Ende dieser Arbeiten konnten Gartenfreunde, die es wollten, sich einen Elektroanschluss für ihren Garten schaffen.         Die Verwaltung der Energieversorgung gegenüber den Gartenfreunden übernahm nach der Fertigstellung in der Hauptanlage Kurt Vomacka, Ernst W. Jacob und seine Frau in der Weinberganlage und Jürgen Pegel übernahm diese Aufgabe in der Anlage Süd. Im Jahr 2006 wurde die Stromversorgung aller drei Anlagen zusammengeführt unter dem Dach des Vereins. Einmal um die jeweiligen Verantwortlichen zu entlasten, und um effizienter in Hinsicht auf den Ablauf der Kassierung sowie der Kosten zu werden. 

 

Mit dem Kindergarten verband den Verein zu DDR-Zeiten ein Patenschaftsvertrag. Alljährlich zum Kindertag erhielt der Kindergarten Sach- und Geldzuwendungen. In Anlehnung an diesen Patenschaftsvertrag halten wir bis heute diese Tradition aufrecht, die es unserem Nachwuchs ermöglicht, kleine Wünsche zu erfüllen.                                                                                                                                                 

Viele Jahre war der Vorstand unter Leitung des Gartenfreundes Walter Kinas aktiv. Ein Verdienst des alten Vorstandes ist es, rechtzeitig reagiert und mitgeholfen zu haben, den Vorstand zu verjüngen und auf die kommenden schwieriger werdenden Bedingungen vorzubereiten.

 Damit wurde ein wichtiger Grundstein für den Fortbestand unseres Vereins gelegt. Viele der alten Probleme sind auch heute noch aktuell. Das leidige Thema der Pflichtstunden, der brach liegenden Gärten und auch die von vielen Gartenfreunden falsch interpretierte Arbeit des Vorstandes, die jegliche Eigeninitiative ausschließt.  Hier hoffen wir, dass bald ein Umdenken stattfindet. Denn das Motto unseres Vereins, das auch auf  jedem Mitgliedsbuch zu finden ist, lautet: 


       Jede  gute Tat des Einzelnen stärkt die Gemeinschaft – 

         die gestärkte Gemeinschaft nutzt  dem Einzelnen!