Der Marzahner Kleingartenverein Am Forsthaus e.V. wurde 1988 gegründet und befindet sich im Ortsteil Biesdorf-Nord. Er liegt im Wuhletal nahe der Cecilienstraße und Wuhle. Die Cecilienstraße führte ursprünglich durch das Biesdorfer Siedlungsgebiet und wurde im Rahmen der Errichtung des neuen Stadtbezirks Marzahn von Berlin verlängert und auf einer Straßenseite mit mehrgeschossigen Mietshäusern in den 80er Jahren bebaut, hinter der Wuhlebrücke im Ortsteil Hellersdorf erfolgte sogar eine beidseitige Bebauung.
Langer Tag der StadtNatur 2019 im KGV Am Forsthaus e.V.


Im Oktober 1988 wurden für die Familien der Neubauten zwischen Wohngebiet und Wuhleniederung 51 Parzellen zur Nutzung als Mietergarten bereitgestellt. Die erfolgreichen Bewerber um einen Mietergarten konnten nun beginnen ihre eigene Parzelle von je 180 m² zu erschließen und zu bepflanzen. Da damals alle Gartenfreunde fußläufig die Gartenanlage erreichen konnten, waren zunächst keine Baulichkeiten erlaubt, es gab weder Wasser- noch Stromversorgung, auch keine Toiletten. Daran hat sich bis heute noch nicht viel geändert.
Der Vorsitzende des KGV Am Forsthaus e.V. Ingo Freese betonte, dass sich aufgrund der besonderen Entwicklungsgeschichte und Gegebenheiten die Mietergärtner schon frühzeitig mit ökologischem Gärtnern beschäftigt haben und sich heute auch ein klimagerechtes Gärtnern auf die Fahnen geschrieben haben. Somit fiel es dem Verein nicht schwer, sich für die Teilnahme am Langen Tag der StadtNatur 2019 zu beteiligen und seine Gemeinschaftsparzelle Klimagarten sowie die gesamte Anlage allen Interessierten aus der ganzen Stadt zu präsentieren.
Der Klimagarten entstand im Jahr 2018 auf einer 2017 gekündigten Parzelle. Ende 2017 wurde diese Parzelle noch von Vereinsmitgliedern beräumt, um im Frühjahr 2018 mit der Neugestaltung beginnen zu können. Dabei wurde Wert gelegt auf die Sortenauswahl und Sortenvielfalt, Blühfähigkeit und Insektenfreundlichkeit der Pflanzen. Auf Beeten, Hoch- und Hügelbeeten wurde natur-, umwelt- und klimagerechtes Gärtnern demonstriert. Es gab Rückzugsgebiete für Tiere, ob in Nistkästen, Insektenhotels, Stein- oder Totholzhaufen, an fast alles wurde gedacht, aber auch Raum für neue Ideen und Vorhaben wurde noch vorgehalten.
Am Tag der StadtNatur konnten sich die Besucher in der Anlage Am Forsthaus davon überzeugen, dass nicht nur in der Gemeinschaftsparzelle Klimagarten Flora, Fauna und Mensch im Einklang leben, sondern dies auch in den einzelnen Gärten zu beobachten war, die bei einem Rundgang mit dem Vereinsvorsitzenden Ingo Freese besichtigt werden konnten. Dabei beantworteten der Vereinsvorsitzende und die Pächter der Parzellen gewissenhaft viele Fragen der Besucher zu Anbau, Pflege, Anzucht der Kulturen, zum Vorteil des Mulchens, zur Bekämpfung von Schädlingen ohne Chemie, zum Einsatz von Kompost und Pferdemist bis zur Vermeidung torfhaltiger Fertigerden im Kleingarten.




Auf dem Rundgang konnten die Besucher viele kleine Gartenjuwele entdecken. In den relativ kleinen Gärten wurde jedes Fleckchen sinnvoll genutzt und die Sortenvielfalt war oft größer als in anderen Parzellen mit Berliner Standardgröße. Der Mischanbau von Nutz- und Zierpflanzen faszinierte und oft fand noch ein kleiner Teich Platz, wo sich Frösche und Molche sowie Libellen tummelten. Auch wurden in den Gärten Vögel und Insekten durch reichlich vorhandene Nistkästen und Insektenhotels angelockt und Fledermäusen wurde in entsprechenden Kästen Quartier angeboten.
Der KGV Am Forsthaus pflegt auch mehrere Kooperationen. Im Rahmen der Kooperations-vereinbarung zwischen der Stiftung Naturschutz Berlin und dem Bezirksverband Marzahn der Gartenfreunde e.V. wurden von der Stiftung 2019 leihweise Wildtierkameras zur Verfügung gestellt und damit das Vorkommen von Reiher, Fuchs, Waschbär in der Anlage nachgewiesen. Da die Gartenanlage rundum von Wald und Wiese umgeben ist, fühlten sich die Besucher wie mitten in der weiten Natur, es zwitscherte in allen Tonlagen und Vögel flatterten ständig durch die Baumgipfel.
Der Verein ist nur per Fußweg durch ein Wäldchen am Buckower Ring erreichbar und in der Anlage gibt es auch nur ganz schmale Rasenwege, zu eng um befahren zu werden. Durch seine versteckte Lage kamen hauptsächlich Besucher aus dem Wohnumfeld, benachbarten Kleingarten-vereinen, ehemalige Parzellisten und Angehörige der Parzellennutzer zum Tag der StadtNatur. Es gab aber auch Ausnahmen, wie z.B. eine Studentin, die sich schon beim Vorstand angemeldet hatte, um gezielt Fakten für ihre Masterarbeit zu sammeln. Sie und weitere Teilnehmer am Langen Tag der StadtNatur konnten zudem Ableger von Pflanzen, Kräuter oder Tomatenpflanzen mit nach Hause nehmen, die die Kleingärtner gerne anboten.


Auch der Verein konnte seinen Klimagarten um einige Kräuter bereichern. Frau Eva Foos vom Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaft der Humboldt-Universität, einem weiteren Kooperationspartner des KGV und Mitveranstalter des Tages der StadtNatur, brachte neben Erfahrungen, Wissensvermittlung, Info-Tafeln und Info-Material für die Besucher zum Mitnehmen auch Kräuter in Töpfen mit. Auch aus dem benachbarten KGV Am Kienberg e.V. gab es ein insektenfreundliches Kraut für den Klimagarten.
Beim Rundgang durch die Anlage 2019 waren aber auch für alle Teilnehmer Veränderungen zum Startjahr 1988 festzustellen. Nach 1990 wurden auf den Parzellen der Bau kleiner Lauben bis 12 m² erlaubt, was in der Vereinsordnung festgelegt wurde.

Auch der Status als Mietergärten wurde aufgehoben. Im Jahr 2018 mit seinem langen heißem und trockenem Sommer wurde beschlossen, die vorhandene Pumpe tiefer zu hängen und einen 1000 Liter Ausgleichsbehälter zu installieren. Dazu wurde ein kleines Pumpenhaus in Eigenregie der Gartenfreunde gebaut.
Die Pumpenanlage versorgte seitdem über 10 Zapfstellen auf den Vereinswegen die Kleingärtner mit Brauchwasser , wenn der Regen ausblieb. Schon vorbereitet wurde der Einbau einer Bio-Toilette in das Pumpenhaus, die in Zukunft Veranstaltungs-gästen des Vereins den Weg zur Toilette im nahegelegenen Seniorenheim ersparen soll. Seit dem 25jährigen Bestehen des KGV im Jahr 2013 bestehen zum Senioren-wohnheim auch rege soziale Kontakte.
Im Klimagarten steht das bereits angesprochene Pumpenhaus, was der Besucher aber gar nicht als solches erkennen kann, denn es ist durch zwei riesige davor gebaute Insektenhotels fast nicht mehr sichtbar. Für das Insektenhotel wurde abgelagertes Holz zumeist von alten Obstbäumen verwendet und wurde deshalb alsbald von den Insekten besiedelt, was man nicht nur sehen, sondern auch durch stetiges Summen und Brummen gut hören konnte.


Nachdem die Gäste sich vom Klimagarten und der gesamten Gartenanlage ein Bild gemacht hatten, versammelten sie sich alle zur gemütlichen Runde im Gemeinschaftsgarten, um bei Grillwurst und kühlen Getränken den erlebnisreiche Tag der StadtNatur mit den Kleingärtnern und den Fachleuten der Humboldt-Universität ausklingen zu lassen. Die Gartenfreunde boten dazu verschiedene selbstgemachte Leckereien aus ihrem Gartenobst und -gemüse an. Darunter waren nicht nur fruchtige Marmeladen und süße Fruchtaufstriche, sondern auch ein leckerer Möhrenaufstrich, dessen Rezeptur gleich weitergegeben werden musste. Auch verschiedene Sorten von sogenanntem Fruchtleder, was aus püriertem Obst ohne Zucker hergestellt wurde, war eine sehr gesunde Nascherei.
Am Ende wurde noch über den Nutzerwechsel im Verein diskutiert, denn die Erstbesiedler der Gärten sind heute in der Altersgruppe 75plus angekommen. Bisher wurden für alle, die aus Altersgründen oder wegen Umzug ihre Parzellen nicht mehr bewirtschaften konnten, Nachfolger gefunden. Bei den Neubewerbern überwiegen zwei Gruppen: einmal diejenigen, die naturnah Gärtnern und Leben wollen und sich rasch für die Übernahme einer Parzelle entschieden und zum anderen diejenigen, die nach Besichtigung der naturnahen Gärten von der Übernahme einer Parzelle absahen, da ihr gewohnter Wohnkomfort mit Energie-, Wasserversorgung und Wasser-entsorgung nicht gegeben war.
Zuletzt noch Dank den vielen fleißigen Helfern in Vorbereitung und Durchführung des Langen Tages der StadtNatur vom KGV Am Forsthaus e.V. und der Humboldt-Universität. Alle Teilnehmer verabschiedeten sich mit einem herzlichen Dankeschön bei den Veranstaltern für den interessanten Tag. Schade nur, dass kein Mitglied des Bezirksverbandes Marzahn der Gartenfreunde den Weg zu den Vorträgen und Führungen in den Kleingartenverein fand.
Text/Fotos: Ursula und Klaus-Dieter Bernitz, Ingo Freese