Kleingartenverein Erlenstraße
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Verfasst am 29.12.2022 um 16:00 Uhr

Naturschutz -Insekten fördern

Artenschutz  

Jedem Kleingärtner ist es mit einfachen Mitteln möglich, aktiv zum Artenschutz auch in den Städten beizutragen. Man kann durch das Anlegen von z. B. kleiner Gartenbiotope, Wildpflanzenwiesen und Feuchtgebieten zusätzlichen Lebensraum für Insekten und andere nützlichen Tiere schaffen und dadurch das Gedeihen der Flora und Fauna positiv beeinflussen.

Es ist immer wieder wichtig, diese Gedanken nach außen zu bringen, um auch allen klarzumachen, was durch unsere Gärten für ein unverzichtbares Gut in unseren Händen liegt. Dieses Gut muss immer wieder verteidigt und vergrößert werden, in jedem einzelnen Kleingarten, auch im öffentlichen Grün, in Parks, in Gartenanlagen, auf Streuobstwiesen, ...

 

Nützlingsförderung

Ein wichtiger Beitrag zur Nützlingsförderung ist die Kreislaufwirtschaft im eigenen Garten. Alles organische Material, ausgenommen kranke Pflanzenteile, sollten im Garten verbleiben und wieder neu aufgearbeitet werden. Ein Komposthaufen ist der beste Vertreter dafür und dient gleichzeitig als hervorragender Lebensraum vieler nützlicher Insekten.

Pflanzen benötigen zum Leben einen viel geringeren Lebensraum als Tiere, dieses muss man für die Ansiedelung von Tierarten bedenken. Ein einzelner Garten ist immer nur ein Teil vom Lebensraum, während größere Kleingartenanlagen durchaus ein Gesamtlebensraum für eine oder mehrere Arten sein können. Wenn die Pflanzenvielfalt in den Gärten sehr hoch ist, ist auch mit einer großen Artenvielfalt von Insekten und anderen Tierarten zu rechnen.

 

Nahrungspflanzen

Im Garten sollten Wild- wie auch Zierpflanzen zu finden sein, denn viele Tiere benötigen auch Wildpflanzen als Nahrungsquelle. Die meisten Wildkrautarten sind einjährig und benötigen zu ihrer Entwicklung jährlich einen bearbeiteten Boden. Einige Wildkräuter sind mittlerweile als Kulturpflanze in unseren Gärten wieder angekommen, wie z. B. Echte Kamille, Feld-Stiefmütterchen, Große Brennnessel und andere. Viele dieser Wildkräuter eignen sich auch gut für uns Menschen in Form von Salat oder Tee. Auch für die biologische Schädlingsbekämpfung und zur Pflanzenstärkung eignen sich eine Vielzahl von Wildpflanzen. Für unsere heimischen Insekten ist immer ein gutes Angebot an Blüten mit Nektar und Pollen an einheimischen Wild- und Zierpflanzen wichtig.


Artenvielfalt/Steingarten

Auch das Anlegen von Steingärten, Sand-, Kies- oder Steinhaufen fördert die Erhöhung der Artenvielfalt im Garten. Hier können z. B. Wildbienen, Grabwespen, Laufkäfer, diverse Gliederfüßer und Eidechsen ein zu Hause finden. Wichtig ist die Wechselbeziehung der verschiedenen Lebensräume (z. B. Nahrung von der Blumenwiese und Wohnraum im Steinhaufen). Man sollte nicht nur eine, sondern mehrere Komponenten den Pflanzen und Tieren anbieten. Das Anlegen eines Steinhaufens ist verhältnismäßig einfach. Eine Grundfläche von ca. 2m2 und eine Höhe von ca. 1m ist vollkommen ausreichend. Auch die Aufschüttung von Sand oder Kies ergibt einen Standort für Trockenheit liebende Pflanzen und Kleintiere sowie für Wildbienen und Grabwespen.

 

Artenvielfalt/Feuchtbiotop

Eine weitere Möglichkeit, den Artenreichtum im Garten zu erhöhen ist die Anlage eines Feuchtbiotopes (Teich). Bei der Gestaltung eines Feuchtbiotops sollte darauf geachtet werden, dass auch immer eine Flachwasserzone vorhanden ist, so dass die Tiere problemlos ein- und aussteigen können.

Durch Teiche geben wir Lebensräume für z. B. Teich- und Bergmolch, Wechselkröte, Grasfrosch, Wasserfrosch, Erdkröte, verschiedene Wasserkäferarten, Kleinkrebse, Libellenarten, ... Auch sollte daran gedacht werden, dass das Ökosystem im Feuchtbiotop möglichst über viele Jahre konstant gehalten werden kann. Bei der Auswahl des Standortes eines Gewässers sollte auch bedacht werden, dass ein Gewässer täglich einige Stunden Sonnenlicht benötigt. Bei zu starker Sonneneinstrahlung ist eine leichte Abschattung von Vorteil. Zur Besiedlung des Teiches brauchen Sie nichts zu unternehmen, hierhin kommt die heimische Flora und Fauna von selbst


Artenvielfalt/Holz

Ein weiter Lebensbereich für viele Insekten stellt einfaches Holz dar. Zum Beispiel als Totholzhaufen im Garten. Hier lebt eine Vielzahl von Hautflüglern und anderen Insekten. Auch kann man künstliche Nisthilfen, in Form von „Insektenhotels“, mit unterschiedlich großen Löchern aufstellen. Die Durchmesser der Nistlöcher sollten zwischen 1 und 10mm und ca. 10cm tief sein. Zur Verwendung kommen Hartholzäste mit Bohrlöchern, Stroh- oder Schilfhalme, Bambusrohr oder markhaltige Hölzer.

 

Biodiversität

Kleingärten bieten vielen heimischen Pflanzen­ und Tierarten einen wichtigen Lebensraum und sind daher von großer Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Der hohe Stellenwert, den der Schutz dieser Vielfalt genießt, wird durch die internationale „Biodiversitätskonvention“ von 1992 oder die deutsche „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ unterstrichen. Gerade in urbanen Räumen sollte der Biodiversität eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden, spielt sie doch eine wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung des „urbanen Grüns“. So kann beispielsweise durch viele verschiedene Pflanzen und eine gezielte Förderung von Nützlingen dem Befall mit Schädlingen entgegengewirkt werden. Nützliche Insekten vertilgen aber nicht nur Schädlinge, sie tragen auch zur Bestäubung unserer Obstgehölze u.v.m. bei.

 

Futterpflanzen für Nützlinge

Damit sich Nützlinge aber überhaupt in unseren Gärten etablieren und vermehren können, gilt es zunächst, günstige Lebensräume zu schaffen und alles zu unterlassen z.B. Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, was ihre Entwicklung stört. So ist ein Garten, der nur aus Zierrasen, Thuja Hecke und einigen wenigen blühenden Stauden besteht, ein artenarmer Garten, in dem sich nur wenige Insekten ansiedeln werden.

 

Naturnaher Garten

Ein naturnaher Garten mit vielen verschiedenen heimischen Sträuchern, blühenden Staudenbeeten, Reisighaufen und Trockenmauern, samt vielfältigem Rahmengrün bietet dagegen viele verschiedene Lebensräume und Nahrungsangebote für die verschiedensten Tiere. Achten Sie bei der Auswahl von geeignetem Nektar­ bzw. Futterpflanzen auf blütenreiche Zier­ und Wildpflanzen wie z. B. Schlüsselblume (Primula), Malve (Malva), Staudensalbei (Salvia), Taubnessel (Lamium), Staudenwicke (Vicia), Thymian (Thymus), Glockenblume (Campanula), Lungenkraut (Pulmonaria), Fetthenne (Sedum), Blaukissen (Aubrieta), Gold­Schafgarbe (Achillea), Zierlauch­Arten (Allium), Wildrose (Rosa), aber auch unterschiedliches Beerenobst. Diese Arten bieten einer Vielzahl von Insekten Futter, allerdings sollten wir dabei auch nicht die Nahrungsspezialisten aus den Augen verlieren. So benötigt beispielsweise die Wollbiene für den Nestbau den Wollziest (Stachys byzantina) oder Deutschen Ziest (Stachys germanica), und die Raupen des Zitronenfalters ernähren sich vom Faulbaum (Frangula alnus) oder Echtem Kreuzdorn (Rhamnus cathartica).

 

Pflanzen und Bienen gehören zusammen

Neben den vielen Wildinsekten, trägt auch die Honigbiene einen wichtigen Teil zur Förderung der biologischen Vielfalt bei. Helfen Sie deshalb mit, dass die Bienen genügend, und vor allem langfristig (vom Frühjahr bis in den Herbst), Nahrung in unseren Gärten finden können. Bienen und blühende Pflanzen gehören einfach zusammen. Nachfolgend einige Tipps, mit denen gezielt Bienen gefördert werden:

 

• Pflanzen mit ungefüllten Blüten bevorzugen.

• Artenreiche Blumen- und Kräuterwiesen anlegen.

• Blühende Hecken nutzen.

• Durchgängiges Blütenangebot vom Frühling bis zum Herbst schaffen.

 

Beispiele für Bienennährpflanzen, auch Trachtpflanzen genannt:

 

Bäume:            Obstbäume, Weide (Salix), Haselnuss (Corylus),

Sträucher:        Kornelkirsche (Cornus mas), Wilder Wein (Vitis), Liguster (Ligustrum), Waldrebe (Clematis), Rosen (Rosa, ungefüllt), Fingerstrauch         

                            (Potentilla), Kletterhortensien (Hydrangea), Falscher Jasmin (Philadelphus), Schneeheide (Erica), alle Beerensträucher, Stauden und     

                            Zwiebelgewächse: Schneeglöckchen (Galunthus), Krokus (Crocus), Gänsekresse (Arabis), Lungenkraut (Pulmonaria), Bärlauch, 

                            (Allium ursinum), Steinkraut (Alyssum), Vergissmeinnicht (Myosotis), Goldnessel (Lamium), Fetthenne (Sedum), Ziermohn (Papaver), 

                            Kugeldistel (Echinops), Sonnenhut (Echinacea)

Kräuter:            Thymian (Thymus), Lavendel (Lavandula), Salbei (Salvia)

Blumen:            Goldmohn (Eschscholzia), Schmuckkörbchen (Cosmea), Beinwell (Symphytum), Malve (Malva), Katzenminze (Nepeta), Bienenfreund

                            (Phacelia), Studentenblume (Tagetes), Kornblume (Centaurea), Sonnenblume (Helianthus), Senf (Sinapis), Mohn (Papaver), 

                            Ringelblumen (Calendula), Buchweizen (Fagopyrum), Christrosen (Helleborus) und noch viele weitere Pflanzen.

 

Maßnahmen zur Umsetzung im Kleingarten

Neben dem Bereitstellen geeigneter Futterpflanzen gibt es natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, um die Vielfalt der Fauna im „Ökosystem Garten“ zu erhöhen. So können wir beispielsweise durch eine gezielte Förderung, wie das Aufstellen eines Insektenhotels zusätzlich Insekten wie Wildbienen, Hummeln, verschiedene Wespenarten, Schwebfliegen, Ohrwürmer oder Florfliegen anlocken. Schließlich sind diese Tierchen für eine natürliche Schädlingsbekämpfung oder für die Bestäubung unserer Pflanzen unersetzlich. Nachfolgend noch eine kleine Zusammenfassung von weiteren Gestaltungsvorschlägen, die sich teilweise mit geringem Aufwand auch im eigenen Kleingarten umsetzen lassen:

 

• Dachbegrünung der Laube

• Wildstrauchhecken anpflanzen

• Wasserflächen wie Feuchtbiotope oder Gartenteich (kein Fischbesatz) schaffen

• Trockenmauern (ohne Fugenmasse) oder Steinhaufen (sonniger Standort) anlegen

• Nistplätze schaffen

• Laub-, Reisig- und Totholzhaufen liegen lassen

• Einheimische Pflanzen bzw. Wildformen auswählen

• Auf möglichst lange Blühzeiten im Jahr achten

• Eine Blumenwiese anlegen (auf sonnigem Sand­ bzw. mageren Böden)

• Wildes Eck (sonniges Eck)

• Mischkulturen fördern

• Fruchtstände im Winter an den Pflanzen belassen

• Ganzjährige Bodenbedeckung

 

Mit diesen Anregungen haben Sie nun eine große Auswahl von Möglichkeiten, um die Flora und Fauna im eigenen Garten zu fördern. Überreden Sie am besten auch Ihren Gartennachbarn dazu, um gemeinsam etwas aus der Natur – für unsere Natur – zu machen.

 

 

 

Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied für Fachberatung

10/2018

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