Kleingarten-Verein Gartenfreunde e.V.

Dieser Beitrag wurde verfasst von:

Für den Inhalt dieses Beitrags ist ausschließlich der Verfasser verantwortlich.

Zum Beitrag des Verfassers
Verfasst am 09.09.2021 um 16:17 Uhr

Ganzjährig ein Platz für Tiere    

Erste Wintervorbereitungen im Naturgarten beginnen im frühen Herbst    

Stängel von Abgeblühtem bitte stehen lassen: Drinnen überwintert jemand, draußen fängt noch jemand letzte Beute. 

Jetzt kommt sie wieder, die Zeit des Räumens, Fegens, Saubermachens im Garten. Alles soll peu a peu winterfest gemacht werden und dabei auch möglichst ordentlich aussehen. Dabei werden leider viel zu häufig diejenigen außer Acht gelassen, die das Erlebnis Garten erst ermöglichen und so besonders machen – die Tiere. Ihnen geht es jedoch weniger um Ordnung als um einen Platz, der sie unbeschadet durch die frostige Jahreszeit bringt. Gerade Gärtner und Kleingärtner können schon mit einfachen Mitteln einer Vielzahl an Tieren einen sicheren Rückzugsort bieten.


Rückzugsort Haufen

Der Herbst eignet sich besonders gut, um Bäume und Hecken zu schneiden. Brütende Vögel haben bis dahin ihre Jungen großgezogen und sind schon ausgeflogen. Einen Teil des Schnittguts kann man direkt verwenden, um Winterverstecke für Tiere anzulegen. Denn je nach Witterung fangen Igel, Kröten oder Eidechsen bereits ab September an, sich einen frostfreien Unterschlupf zu suchen. Wählen Sie eine geschützte Stelle im Garten und bedecken Sie den (Reisig-)Haufen zusätzlich mit Laub, so finden sich bestimmt bald die entsprechenden Tiere ein. Sollten in Ihrem Garten keine abgeschnittenen Zweige und Äste anfallen, kann das Laub auch einfach so aufgeschichtet werden. Das Laub sollte mit Brettern beschwert werden, sodass es nicht wegweht. Immer beachten: im Winter die Haufen nicht bewegen, da die Tiere nicht flüchten können und im schlimmsten Fall ungeschützt der Kälte ausgeliefert sind. Im besten Fall bleibt der Haufen das ganze Jahr über bestehen und wird wiederholt durch neues Material ergänzt, denn auch im Sommer ist er ein beliebter Rückzugsort für viele Nützlinge. Falls er dennoch bewegt werden soll, können Sie dies ab März/April tun, sobald die Temperaturen längere Zeit über 17 °C liegen und die Tiere wieder mobil sind.


Den Boden schützen

In der Natur schützt das herabfallende Laub im Herbst den Boden wie eine wärmende Decke vor den Einwirkungen der kalten Jahreszeit. Auch Gärtner können sich dies zunutze machen. Laub, kleine Äste oder auch Rasenschnitt kann als Mulchschicht auf die Beete und unter Sträucher aufgetragen werden. Diese unterdrückt zusätzlich unliebsame Beikräuter, und die oberste Bodenschicht wird weiterhin von Würmern und anderen Kleinstlebewesen besiedelt. Sie zersetzen das Material, reichern dabei den Boden mit Nährstoffen an und sorgen für eine gute Durchlüftung. Im Frühjahr kann man die restlichen Blätter und Zweige locker in den Oberboden einarbeiten, wo sie weiter zersetzt werden und den Gehölzen und dem jungen Gemüse zugutekommen.


Abgeblühtes stehen lassen

Viele Hauptstadt-Gärtner setzen sich im Sommer bereits durch entsprechende Bepflanzungen aktiv für die Förderung der rund 300 in Berlin heimischen Wildbienenarten ein. Damit sich der Aufwand auch langfristig positiv auf deren Bestand auswirkt, sollten die trockenen Pflanzenstängel der abgeblühten Stauden und einjährigen Blumen über den Winter stehengelassen werden. Diese nutzen einige Wildbienenarten nämlich als Brutstätte für die nächste Generation. Schneiden Sie die Pflanzenstängel erst zurück, sobald neues Grün im Frühjahr erscheint. Diese legen Sie dann am besten in einer geschützten Ecke des Gartens ab, sodass die neue Generation Wildbienen in Ruhe schlüpfen kann. Die trockenen Samenstände von zum Beispiel der Wilden Karde oder dem Natternkopf dienen gleichzeitig als natürliche Nahrungsquelle für Vögel.


Nicht vergessen: Frühblüher pflanzen!

Nistkästen reinigen

Nun ist auch eine gute Zeit, um Nistkästen zu säubern. Selbst wenn die Vögel mehrmals im Jahr brüten, sollten sie nun nicht mehr anzutreffen sein. Eine Ausnahme stellen Schwalbennester dar, die niemals entfernt werden dürfen. Sie stehen ganzjährig unter Schutz. Bei allen anderen Nestern schauen Sie vorsichtig nach, ob sich nicht ein anderes Tier bereits für den Winter eingenistet hat. In diesem Fall kann die Reinigung auf das Frühjahr verschoben werden, sobald der Wintergast ausgezogen ist. Ziehen Sie dabei Handschuhe an, aber bitte verzichten Sie auf den Einsatz von Chemie.


Frühblüher einbringen

Bis zum November kann man auch das Insektenbuffet im Frühjahr vorbereiten. Blausterne, Schneeglöckchen, Krokusse oder Wildtulpen bieten bereits die ersten Blüten an, wenn teilweise noch Schnee liegt. Gerade für früh fliegende Wildbienen wie die Frühlings-Pelzbiene oder die Steinhummel sind diese Nektar- und Pollenquellen zu Beginn des neuen Jahres überlebenswichtig.


Was Sie beim winterfesten Teich beachten sollten, damit auch Amphibien unbeschadet durch den Winter kommen, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe des Gartenfreunds.


Gregor von der Wall

Stiftung Naturschutz Berlin



Dieser Textbeitrag ist in der September-Ausgabe 2021 der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund' erschienen und mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Naturschutz Berlin auch hier online.  

Fotos: Pixabay