KGA Hoffnung e.V.
Chronik

Nutzungs- und Kulturgeschichte:
Die Anlage „Hoffnung“ wurde 1927 gegründet. Auf der ungenutzten Fläche am Rande Berlins wurden Gärten angelegt, um der Enge der Mietskasernen im Prenzlauer Berg zu entfliehen, um ein wenig Natur und frische Luft genießen zu können und um sich selbst mit Obst und Gemüse zu versorgen. Einer der ersten Gärtner auf der Anlage war angeblich Bäcker und sein Apfelkuchen Legende. Noch heute gibt es bei uns ungewöhnlich viele Apfelbäume.

In den Kriegsjahren erlangten Gärten und Lauben traurige Wichtigkeit als Quelle der Versorgung, als Notunterkunft und gar als Versteck. Die jüdische Familie Sosnowsski fand hier Unterschlupf und konnte so der Verfolgung entgehen.

Für den DDR-Bürger war der Garten ein willkommener Rückzugs- und Erholungsort. Hatte man für die Sommerferien keinen Urlaubsplatz ergattern können, war eben der Garten das Ferienidyll. Jedes Jahr gab es in der „Hoffnung“ Sommer- und Kinderfeste. Obst und Gemüse wurde sowohl für den Eigenbedarf als auch für die Versorgung der Bevölkerung angebaut. Überschüssige Ernte wurde an den Konsum verkauft. Der preisbewußte DDR-Kleingärtner verkaufte allerdings hinten für teuer Geld und ging vorne in den Konsum wieder rein und kaufte sein Obst und Gemüse zu einem viel niedrigeren Preis wieder zurück. Lebensmittel wurden in der DDR staatlich subventioniert. Solche Geschichten erzählen unsere älteren Gartennachbarn noch heute mit breitem Grinsen immer wieder gerne über den Gartenzaun.

Heute geht es unseren Gärtnern eher weniger darum, mit der eigenen Ernte Geld zu sparen oder gar Gewinn zu machen. Obst und Gemüse im Supermarkt kaufen ist schließlich dieser Tage noch viel billiger als damals im Konsum. Wer bei uns eine Scholle bestellt, möchte den Umgang mit der Natur erlernen oder wieder erlernen, möchte Natur nicht vorgesetzt bekommen wie im Stadtpark, sondern selber gestalten, möchte erfahren was wann unter welchen Umständen wächst und gedeiht, möchte sich und seinen Kindern zeigen, dass ein Apfel Mühe macht und vor allem auch Zeit braucht, möchte der Märkischen Streusandbüchse eine Möhre abtrotzen, möchte sich ein wenig frei machen von der Konsumkultur und mehr selber machen, do it yourself, möchte dem immer weiter anwachsendem Großstadtstress entfliehen und in seiner Freizeit mal so richtig durchatmen, ohne gleich ins Umland ziehen zu müssen und Pendler zu werden.

Unsere „Hoffnung“ ist wie viele Berliner Kleingartenanlagen eine öffentliche Grünanlage und nicht nur für die Pächter da. Auf der Gemeinschaftsfläche stehen Obstbäume, deren Früchte jedermann ernten kann. Wir haben einen kleinen Spielplatz, auf dem nicht nur die Kinder der Pächter toben. Wir bieten im Sommer öffentliche Workshops an. Apfel- und Birnbaum-Eigentümer aus der Umgebung können bei uns Saft pressen. Hobbyimker können bei uns ihre Bienenbeuten aufstellen. Spaziergänger durch die Anlage sind immer willkommen und am Langen Tag der Stadtnatur kann man bei uns auch mal hinter die Kulissen schauen.

Unsere „Hoffnung“ hofft auf eine Sicherung als Dauerkleingartenanlage. Vor dem Hintergrund beginnender Verdrängung – die Anlage ist in Privatbesitz und der Eigentümer möchte sie gewinnbringend „verwerten“ – wird gegenwärtig daran gearbeitet, den Bebauungsplan zu ändern und das Grundstück als Grünfläche einzutragen.