Gartenfachberatung

Zeitgemäßes Gärtnern – Leitlinien der Landesgartenfachberatung

Mit der Fachberatung sorgen Vereine und Verbände für eine gute gärtnerische Praxis im Kleingartenwesen. In Berlin werden Kleingärten auf einer Fläche von insgesamt 2.900 Hektar „bewirtschaftet“. Umgerechnet entspricht das über 4.000 Fußballfeldern für die Bundesliga. Ein verantwortungsvoller Umgang mit einer solchen grünen Gesamtfläche ist bedeutsam für unsere Umwelt und die Gesundheit unserer Stadt.


Für jeden einzelnen Kleingärtner bedeutet eine gute gärtnerische Praxis das nachhaltige, naturnahe Gärtnern mit dem Wissen um die komplexen ökologischen Zusammenhänge. Daher gilt es, nicht nur von „alten Hasen“ abzugucken, sondern selbstverantwortlich auf Umweltverträglichkeit, Artenvielfalt und Gartenhygiene zu achten und sich zu informieren.  


Die Herausforderungen im 21. Jahrhundert sind dabei zum einen der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen Boden, Wasser und Luft. Zum anderen die Förderung der (heimischen) Tier- und Pflanzenvielfalt, das Anlocken von Nützlingen und das Anlegen von „Lebensräumen“ neben der kleingärtnerischen Nutzung.


Die „Leitlinien“ für eine gute gärtnerische Praxis sollen helfen, sich bei diesen Herausforderungen zu orientieren:

  • Nachhaltiges-, ökologisches- und naturnahes Gärtnern
  • Aktive kleingärtnerische Nutzung im Garten betreiben
  • Möglichst kein Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen; sollte es dennoch notwendig werden, bitte als erstes alle anderen Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes ausschöpfen. Besteht keine andere Möglichkeit eine Pflanzenkrankheit zu unterdrücken sollte fachmännischer Rat hinzugeholt werden.
  • Verzicht auf Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide), denn sie vernichten auch „gute“ Wildkräuter
  • Aktive Kompostwirtschaft betreiben, bessere Erde bekommt man nirgendwo anders
  • Verzicht auf leichtlösliche, synthetische und mineralische Dünger. Stattdessen auf organische Dünger zurückgreifen, wenn Kompost nicht ausreicht
  • Verzicht auf Torf und torfhaltige Pflanzenerde


  • Verzicht auf das Anpflanzen oder Verbreiten von invasiven Pflanzen (z.B. japanischer Knöterich)
  • Einsatz von Mischkulturen und Gründüngung im Garten
  • Erhaltung und Förderung alter Sorten
  • Für eine ganzjährliche Bodenbedeckung im Obst- und Gemüsebeet sorgen
  • Kein Umgraben des Bodens, sondern ein Aufreißen/ein Lockern des Bodens
  • Vermeidung jeglicher Versiegelung im Garten


  • Schaffung von Nahrungspflanzen über das ganze Jahr für die Insektenwelt
  • Schaffung von offenen Flächen im Garten für Insekten
  • Anlegen von kleinen Biotopen (z.B. Teich, Totholzhaufen, Benjeshecke, Trockenmauern, Fassaden- und Dachbegrünung)
  • Schaffung von Nistmöglichkeiten für die Tierwelt im Garten (z.B. Fledermauskästen, Insekten-Nisthilfen)
  • Kein Einsatz von Laubsaugern im Garten, die die Insektenwelt im Garten vernichtet
  • Eindämmung der Lichtverschmutzung im Garten – nachts braucht der Garten kein Licht, vielen nachtaktiven nützlichen Kleintieren wird das Leben erschwert


  • Einsatz von umweltfreundlichen und nachhaltigen Materialien
  • Vermeidung von Plastik im Garten, um die Bildung von Mikroplastik im Boden zu meiden. Auch bei Gartenabfällen (Biotonne) und Kompost auf Plastikfreiheit achten
  • Effektive und gezielte Bewässerung im Garten (z.B. Auffangen von Regenwasser, Einsatz von Tröpfchenbewässerung)
  • Einhaltung bestehender Gesetze und Regelungen (z.B. Naturschutzgesetz, Gartenordnungen, Satzung)
  • Verzicht auf Schottergärten, sie verdrängen die Artenvielfalt


Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied Fachberatung

Berlin, 23.04.2022

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